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“Energy, repetition, order, and disorder are the main principles of the Universe. So I chose them to be the basis of my working methods. My works are sensitive gesture “paintings” and, due to their repetitive technique, meditative tools for me.”

 

Gyula Sági is a young Hungarian artist who studied visual arts and graduated at the University of Western Hungary in 2010. He lives and works in Berlin since 2014 and takes part in solo and group shows both in Hungary and abroad.

Sági creates his large-scale paper works with ink, pencil and ball-pen and combines traditional graphical and painting techniques. His series, unifying geometric abstraction and gesture painting, are experiments with forms. He concentrates on the pure formations of things, finding inspiration in the technology, digital imaging and repetitive structural systems created by nature.

In his works in the early 2010s, Sági sought to synthetize visual languages of geometric and organic abstraction. In the series entitled Analog Noise and Parallel Line and began in 2016, the artist is interested in the imaging of the time and in the patterns produced by “failures” in the process of signs’ repetition. From the same year in the series of Geometric Structures recurring lines and geometric structures are interrupted by colored abstract patterns.

“Conceptuality is just as much as important to me as the aesthetic result: what interests me is the physical dimension of time and the visual representation of the change of time based on a given algorithm. My working method starts with an analysis, formulation of a problem which is then going to be dissected, taken into pieces. After this procedure by using the visuality of my previous works I synthesise the sections. I consider this construction as if I would solve a mathematical equation, the number of unknowns increases with this game and the complexity of equations becomes gradually settled in my works.”

author: Lili Boros

  

DE:

Das Gewicht der Tinte
… ist kaum messbar, wenn sie auf Papier gestrichen wurde. Einer unternimmt diesen Versuch dennoch. Die Arbeit von Gyula Sági ist auf einen absoluten Gegensatz konzentriert. Sie besteht darin, mit seismischer Genauigkeit den Zufall zu messen, das Unkalkulierbare zu ermitteln. Wir brauchen dafür eine Versuchsanordnung, die einfach, wiederholbar und wissenschaftlich korrekt sein soll. Zuerst muss die Bühne geschaffen werden, auf der sich etwas spontan ereignen kann. Dazu ist höchste Präzision unerlässlich. Außerdem muss dem Zufall jederzeit zugearbeitet werden, er soll geradezu geo-aktiv provoziert werden.
Die Naturgesetze helfen dabei, speziell mit der Schwerkraft, die sogar Farbe im Papier versickern lässt, so selbstlos wie zweckfrei, denn von den eingetrockneten Pfützchen gehen keinerlei spürbare Impulse aus, sie sind einfach da. Dann aber, jetzt müssen wir es zugeben, greift auch der Künstler wieder ins Geschehen ein. Es geht halt um sein Werk, das schon rein optisch an die eigentümlichen Partituren der Éliane Radigue erinnert. Es ist ein überaus musikalisches Werk.
Die Intensität beider Ausdrucksformen bildet sich adäquat der Feinheit (und Freiheit) der Details = Sensibilität, in den Frequenzen des Klangs wie der Linie. Die Dimensionen können wir hier dynamisch nennen, also offen für Verschränkungen verschiedenster Art, seien sie zeitlich oder räumlich. Hier sind die Assoziationen zu musikalischen Werken nicht einfach metaphorisch, denn die mit weitem Atem sich
dehnenden Schraffuren selbst scheinen zu klingen. Wir haben es bei diesen Arbeiten von Gyula Sági mit feingliedrigsten Harfen zu tun, in denen statt das
Windes die Schwerkraft sich verfängt. Ihre Anschläge sind Farbtupfer, die Absicht und Zufall gemeinsam verteilen. Auch sein Minimalismus erinnert an die Arbeit der großen Komponistin. Von seinen Lineaturen abgesehen, die natürlich aus Tusche bestehen, kommt er meist mit einem einzigen Ton aus, vorrangig rot:
auf die Variationen kommt es an, feinste Verästlungen, Stimmungen in Bewegung also, die sich über enorme Flächen verteilen und so Spannungen (Energie!) freisetzen. – Das Rot übrigens ist das der Korallen, womit wir assoziativ auf Substanz, Struktur, Wachstum stoßen, also dem Leben selbst. Darüber
dehnt sich weit das Blau des Himmels und der Meere…
Und es wird kaum überraschen, dass ein Künstler, den seismische Mikrostrukturen bewegen, stets auch einen Blick aufs Große-Ganze gerichtet hält, das Universum. Mikro und Makro sind längst philosophisch, physikalisch und endlich auch bildlich Geschwister. Bei Gyula Sági stehen große Werkkomplexe ganz im
Bann interstellarer Weiten. Es scheint ihm aber vor allem darum zu gehen, wie Dinge, also Körper, miteinander agieren. Dafür ist natürlich die Schwerelosigkeit ein ideales Ambiente. Da wirken die Kräfte ausgeglichen, größere und kleinere Objekte sind bei einer Konfrontation gleich betroffen. Es gibt keine “Sieger”, sondern nur, so banal das klingt: Betroffene. Im freien, nur im freien Raum können sich die Energien entfalten – geometrisch, kosmisch oder ganz alltäglich. Das scheint die exakte Botschaft dieser Arbeit zu sein. Sonst dürfte Gyula Sági weiter keine Ambitionen haben, aber er zeigt auf eine symbolische, also
ökonomischste Weise, in welch prekärer Situation wir uns derzeit auf dem Planeten befinden. So wird Kunst kre-aktiv, wie ein Blick unter die eigene Hirnschale. Etwas kann dem Sein Gewicht geben, hieß es bisher, das waren Aufgaben oder Ziele. Inzwischen aber scheint das Sein selbst den Druck auszuüben, der alles Hoffen und Wollen erstickt. Alles klammert sich an die Hoffnung, dass es nicht schlimmer kommen möge. Und man passt sich letztlich an, vermutlich. Darum halten die Menschen so viel aus, wenn es wirklich ernst wird: weil’s nicht anders geht. Zumindest in der längst fälligen Debatte zu Sinn und Unsinn der Gravitation haben wir ab sofort (nach Newton’s Apfel) ein verlässliches Instrument, sie zu bestimmen, ein Werkzeug für die Inventur der Schwerkraft, die uns doch wohl allen viel zu stark erscheint. Der Künstler, der sie beobachtet, muss selbst auf seismische Feinausschläge geeicht sein, sensibler als eine Briefwaage. Weil so einer wohl auch im normalen Alltagsgedränge leicht in den Alarmmodus gerät, braucht er freien Rückzug auf einen soliden Heimatstern. Dort liest er stets zuerst die frohe Botschaft: “Eternity Ends Here”. So viel Glück braucht es
schon! So viel Trost muss sein.

Ralf Bartholomäus

 

HU:

Sági Gyula a Nyugat-Magyarországi Egyetemen folytatta vizuális művészeti tanulmányait, ahol 2010-ben szerezte diplomáját. Jelenleg Berlinben él és alkot. Egyéni és csoportos kiállítások résztvevője itthon és külföldön egyaránt. Grafikai és festészeti eljárásokat vegyítve többnyire papíron, tussal, ceruzával, golyóstollal dolgozik. A nagyméretű, hagyományos technikákat alkalmazó munkái sorozatokban létrehozott formakísérletek. A geometrikus absztrakciót és gesztusfestészetet egyesítő műveiben a technológia, a digitális leképezés, a grafikonok és a természet repetitív mintázataiból inspirálódva a redukcióra, tiszta formákra koncentrál. 2010-es évek elején készült alkotásaiban a geometrikus és organikus absztrakció szintézisének megvalósítására törekedett. A 2016-ban indult Analog Noise és Parallel Line Drawings sorozatokban a művészt az idő múlásának leképezése és a repetitív jelek ismétlése közben fellépő „hibák” alkotta mintázatok érdekelték. 2016-tól a Geometric Gestures című sorozatban a vonalak és geometrikus struktúrák ismétlődő formáit színes absztrakt felületek törik meg.

„A konceptualitás épp annyira fontos számomra, mint az esztétikus végkifejlet: az idő fizikai dimenziója és az idő múlásának egy adott algoritmus mentén történő vizuális leképezése foglalkoztat. Munkamódszerem analízissel kezdődik, megfogalmazok egy problémát, majd részekre bontom, elemeire szedem. Ezután beépítve korábbi munkáim vizualitását, szintetizálom a részeket. Ez az építkezés számomra olyan, mintha matematikai egyenleteket oldanék meg, kezdetben egy, majd egyre több ismeretlennel játszom, és fokozatosan egyre komplexebb egyenleteket sűrítek a munkáimba.”

Szerző: Boros Lili